Eine spannende mit sehr üppigen Informationen gespickte Veranstaltung erlebten fast fünfzig Anwesende im Bürgerhaus im Rahmen der ersten Runde der zehnten Reihe der Marienfelder Klostergespräche. Rolf Bellmann, Hegeringsleiter für die Stadt Harsewinkel, Stell. Kreisvorsitzender, Verbandsrichter für Hundeprüfungen und aktiver Jagdhornbläser sowie sein Kollege Julian Austermann, der ebenfalls als aktiver Jäger agiert und sich als Drohnenpilot im Zusammenhang mit der Kitzrettung auszeichnet, konnten mit ihren Ausführungen die Zuhörenden die vorgegebenen neunzig Minuten hindurch begeistern.
Julian Austermann erzählte beim Vorstellen der Drohne des Hegerings, dass er mit seiner Mannschaft an einem Tag, nach dem Start um drei Uhr morgens, bis zu 120 ha Grasfläche inspizieren und dabei Wild vor der Mähmaschine retten kann. In den vergangenen Jahren zählten dazu sowohl Gelege von Fasanen und Enten als auch Igel und Junghasen. Im Jahr 2023 holten die Rettungskräfte über 200 Rehkitze aus Weiden und Wiesen, bevor die Mähmaschine anrückte. „Das neugeborene Tierchen rollt sich nämlich bei Gefahr ein und gibt in den ersten drei Wochen nach der Geburt keinen Geruch ab, sodass weder Fuchs noch Wolf es leicht aufspüren“, schilderte der Drohnenpilot. Der Jäger garantierte jedoch, dass die Ricke (Rehkitzmutter) ihren Nachwuchs mit dessen „Rufen“ sicher am Ablageort aufsucht und auf keinen Fall auf die frühere Fläche zurückführt. Gelege kommen in die Brutmaschine, und die Vögel werden später ausgewildert.
Rolf Bellmann erklärte sodann mit ebenfalls umfangreichem Wissen sowie mit brillanten und auch launigen Ausführungen das Reviermanagement. Hierzu gehört unter anderen Dingen die Versorgung des Wildes an Wassertränken bei Trockenheit und an Futterstellen bei Mangel an Fressbarem. Weiterhin helfen die Jagdleute beim Anlegen von Wildäckern und Grünbrücken im Rahmen von Biodiversität, achten auf Deckung für das Wild durch Hecken und Wildwuchs. Wenig schön, aber anspruchsvoll ist das Entsorgen von Fallwild, das sind Tiere, die im Straßenverkehr, durch Hindernisse in der Natur oder durch Riss oder Parasitenbefall verendet sind.
„Wir wollen außerdem Wildschäden verhindern“, erklärte Bellmann. „Zurzeit ist das eine riesige Herausforderung aufgrund der auffallend großen Schwärme von Wildgänsen, die inzwischen gern etwas längere Pausen bei ihrem Durchzug einlegen, und aufgrund der Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest“, fügte der Jäger hinzu. Ebenso ist die Bekämpfung der Nutriaratte unser wichtiges Ziel. Sie kann bis zehn kg wiegen und mehr als fünfzig Zentimeter lang sein. Dieses Tier vermehrt sich ungebremst und richtet unvorstellbare Schäden an Uferböschungen und Dämmen z.B. am Schwanenteich in Harsewinkel an. „Ein gewaltiger Feind der Tierwelt ist darüber hinaus inzwischen der Waschbär, der ebenfalls nicht hierher gehört, keine natürlichen Feinde hat und sich gleichfalls mit Rieseneile ausbreitet, jedes Gelege und jedes kleine Jungstier frisst und somit bejagt werden muss“, meinte Bellmann. Zur Wolfverbreitung herrschte an diesem Abend nicht die geringste Übereinstimmung mit den vorgegebenen Richtlinien und Vorschriften. Die Jäger mahnten hingegen ausdrücklich, dass dieses Tier in Deutschland in recht kurzer Zeit zum Problem werde. Man brauche den Wolf nicht!
Es wurde an zahlreichen Beispielen klar, dass die Hege der Natur unweigerlich zum Jagen gehört. Dazu muss ein umfassendes Wissen nicht nur zu Tieren sondern auch zu Sträuchern, Bäumen und Gräsern vorhanden sein. Die Jagdprüfung wird daher häufig gern als das „Grüne Abitur“ bezeichnet. Das Schießen aber bleibt mit Sicherheit die größte Verantwortung für die Jäger. Als Festigung dazu hatte Bellmann die beiden Wahrheiten parat: „Ist die Kugel aus dem Lauf, hält sie keine Kraft mehr auf!“ und „Ein Wort kann zurückgenommen werden, eine Kugel nicht!“
Große Freude bereitete den beiden Jägern schließlich das Berichten zu den Waldlehrpfaden und zu den Erfolgen der Kinder beim Betrachten der Natur vom Hochsitz aus sowie zu der starken Nachfrage im Zusammenhang mit den Ferienspielen und zum Abholen der Kinder zur Walderkundung und damit zum Kennenlernen der Natur. Die Neugier auf dieses üppige Leben, auf die Vielfältigkeit des Jägerwirkens, wozu auch noch das Jagdhornblasen gezählt werden darf, und das verantwortungsvolle Wirken der Jagdleute haben Rolf Bellmann und Julian Austermann den Menschen an diesem Abend nähergebracht. Ein besonderer Genuss rundete das Schildern der Veredelung des Wildfleisches ab. Rolf Bellmanns Ehefrau Annette reichte dazu als Kostprobe die leckeren Bierknacker, die mit Wildfleisch hergestellt wurden.
Zum nächsten Klostergespräch am 18. November 2025 führt Diakon Michael Kirk, Schulsozialarbeiter am Gymnasium Harsewinkel, das Einleitungsreferat. Es steht unter der spannenden Überschrift „Hinsehen statt Wegsehen – Zivilcourage“.

Rolf Bellmann (links) und Julian Austermann präsentierten u.a. den präparierten Waschbären, das präparierte Rehkitz und die Drohne im Zusammenhang mit dem Thema: „Auf, auf zum fröhlichen Jagen . . .“
Foto: Hermann Hecker
