Ernährung als Teil der Therapie: Klinikum erhält erneut Gütesiegel für Patientenverpflegung

Klinikessen sieht nicht immer aus wie im Gourmetrestaurant, schlimmer aber: Es kann auch krank machen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung fordert deshalb, Qualitätsstandards für Klinikessen verpflichtend zu machen und insbesondere Patienten mit Mangelernährung bedarfsgerecht zu versorgen. Im Klinikum Gütersloh ist die Ernährung zentraler Bestandteil der Behandlung. Erst kürzlich wurde die Küche des Klinikums erneut mit dem RAL-Gütezeichen „Kompetenz richtig Essen“ ausgezeichnet.

„Du bist, was Du isst“, heißt es. In Bezug auf unsere Gesundheit stimmt das, denn die Ernährung hat ganz entscheidenden Einfluss auf unseren Körper. Deshalb sollte eine gute Ernährung insbesondere im Krankenhaus wichtiger Teil der Behandlung sein.

Doch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) stellt in einem von der Bundesregierung beauftragten Bericht fest, dass rund 30 Prozent der Patienten unter Mangelernährung leiden. Es fehlt ihnen bei ihrer Aufnahme an den nötigen Kalorien oder an wichtigen Nährstoffen. Die Folge: Mehr Komplikationen, schlechtere Heilungsverläufe und sogar eine erhöhte Sterblichkeit. Ein systematisches Screening der Patienten sollte deshalb verpflichtend sein, fordert die DGE. Im Klinikum Gütersloh wird das bereits seit Jahren erfolgreich umgesetzt.

„Bei uns durchläuft jeder Patient ein Screening, bei dem wir schauen, wie sein Ernährungszustand ist. Ist der Body-Mass-Index auffallend niedrig, hat der Patient in den vergangenen Monaten an Gewicht verloren und wie schwer ist er erkrankt?“, erklärt Andrea Beckmann, leitende Diätassistentin im Klinikum Gütersloh. „Wenn wir feststellen, dass der Patient mangelernährt ist, haben wir viele unterschiedliche Möglichkeiten, um die Ernährung und damit auch die Genesung zu unterstützen.“

Die Diätassistentinnen besuchen die Patienten persönlich und richten den Speiseplan sehr individuell an den Bedürfnissen aus. „Viele Patienten, die mangelernährt sind, leiden an Appetitlosigkeit. Deshalb können sie hier nicht drei Brötchen mit Streichwurst servieren und das Problem ist gelöst. Nährstoffe und Energie in kleine Mahlzeiten zu bekommen ist daher die Kunst. Das kann zum Beispiel ein kalorienreicher Shake sein“, erläutert Nina Halupczok, ebenfalls Diätassistentin im Klinikum Gütersloh.

Wenn das nicht reicht, können einzelne Speisen, wie Sahnejoghurt, Cremesuppen oder Kompott mit zusätzlichen Nährstoffen angereichert werden. Im persönlichen Gespräch versuchen Andrea Beckmann und ihre Kolleginnen mit den Patientinnen und Patienten auch zu klären, was die Ursachen für die Mangelernährung sein könnten. Hat sich der Geschmacks- und Geruchssinn verändert? Hat die Patientin oder der Patient Zahnprobleme oder Schluckbeschwerden? Auch psychische oder seelische Erkrankungen oder soziale Vereinsamung können Ursachen sein.

Es ist wissenschaftlich belegt, dass eine gezielte Ernährungstherapie für die Patienten den Verlauf ihrer Heilung verbessern kann – und das sogar innerhalb eines kurzen Klinikaufenthalts. Andrea Beckmann: „Eine gute Ernährung ist ein wichtiger Beitrag zur Gesundheit. Deshalb achten wir darauf, dass der Speiseplan bunt und ausgewogen ist. Bunt ist dabei wörtlich zu verstehen: Da wäre ein Hühnerfrikassee mit Reis und Blumenkohl nicht wirklich ansprechend, schließlich isst das Auge mit. Wir achten darauf, dass beispielsweise ein rotes oder grünes Gemüse oder frische Kräuter mit dabei sind.“

Schon seit 2007 wird die Küche im Klinikum Gütersloh regelmäßig von der Gütegemeinschaft Ernährungskompetenz mit dem RAL-Gütesiegel zertifiziert. Auch dieses Jahr vergaben die externen Gutachter die Höchstbewertung, so dass das Klinikum erneut als RAL-Premium-Betrieb ausgezeichnet wurde. Die Qualitätsvorgaben sind streng: Die Gäste müssen zum Beispiel detaillierte Informationen zu allen Gerichten, Nährwerten und Zusatzstoffen erhalten können, die Hygiene-Richtlinien müssen eingehalten werden und das Team aus diätetisch geschulten Köchen und Diätassistenten muss regelmäßig an Fachtagungen und Fortbildungen teilnehmen. „Für uns ist die Auszeichnung Bestätigung und Ansporn zugleich“, sagt Küchenchef Dirk Fenske. „Wir möchten unseren Patientinnen und Patienten nicht nur gutes, sondern auch gesundes und sicheres Essen anbieten. Dass unsere Arbeit nun erneut mit dem RAL-Gütesiegel gewürdigt wurde, freut mein gesamtes Team sehr.“

Auch auf medizinischer Seite wird das Thema Ernährung im Klinikum Gütersloh in den Fokus gerückt: Patienten mit Diabetes werden von einem speziellen Diabetes-Team betreut und für die Zeit nach dem Krankenhausaufenthalt geschult. Auch bei Patientinnen und Patienten mit einer Krebserkrankung spielt Ernährung eine große Rolle. Das Klinikum versorgt deshalb beispielsweise Darmkrebspatienten mit speziellen Ernährungsbroschüren, bietet Kochkurse für Brustkrebspatientinnen an und vieles mehr. Für Patienten mit Bauspeicheldrüsenkrebs gibt es ein umfassendes Betreuungskonzept durch das Diabetes-Team und eine Kooperation mit einer Spezialklinik für die anschließende Reha und Heilbehandlung.

In Deutschland ist so ein systematisches Screening von Krankenhaus-Patienten im Hinblick auf ihre Ernährung immer noch eher die Ausnahme als die Regel. Das Klinikum Gütersloh macht gute Erfahrungen damit, den Nährstoffbedarf und die Ernährung der Patienten in den Fokus zu rücken. „Wir können uns die Zeit nehmen, mit den Patienten über ihre Bedürfnisse zu sprechen und den Speiseplan daran zu orientieren, das hat neben direkten physischen Effekten auch einen Effekt auf das Wohlbefinden“, so Nina Halupczok.

Erneut wurde die Küche des Klinikum Gütersloh als RAL-Premium Betrieb ausgezeichnet. Diätassistentin Nina Halupczok, Küchenchef Dirk Fenske und die leitende Diätassistentin Andrea Beckmann (v.l.) präsentieren die Urkunde.

Foto: Klinikum Gütersloh