Marktplatz-Weihnachtsgeschichte: Wichtel gibt es doch!

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Es war schon dunkel draußen, an diesem kalten Abend im Dezember. Die Kinder und Eltern der Sonnenstraße saßen gemütlich bei Punsch und Keksen zusammen. Sie hatten sich zu ihrem gemütlichen Adventsabend getroffen, so wie jedes Jahr. Sie sangen Weihnachtslieder und die Kinder erzählten von ihren Weihnachtswünschen. „Ich habe auf meinen Wunschzettel geschrieben, dass ich mir ein neues Bett wünsche mit vielen Kissen wünsche und gestern ist er abgeholt worden.“ sagte Tim. „Meiner auch ist auch schon weg, ich wünsche mir ein cooles ferngesteuertes Auto.“ sagte Paul. „Meiner ist noch da. “sagte Fiona. „Aber ich lege ihn morgen Abend auf die Fensterbank von meinem Kinderzimmerfenster und hoffe, dass die Engelchen auch kommen und meine Wünsche an Weihnachten in Erfüllung gehen.“ „Woher weißt du denn, dass das die Engelchen waren?“ sagte Tim mit etwas kritischer Stimme. „Weil da immer Sternchenstaub liegt, wenn der Zettel weg ist, den verstreuen nun mal die Engelchen, das ist doch klar.“ „Bei mir, kommt ein Wichtel.“ sagte Paul. „Der hinterlässt immer kleine Fußspuren und letztes Jahr ist er voll vors Fenster gekracht. Da hatte ich nämlich einen Abdruck an der Scheibe.“ lachte er. „Ich weiß ja nicht, Engelchen, Wichtel, ob das alles stimmt?“ sagte Tim. Er glaubte eigentlich nicht an all das, er fühlte sich mit seinen 10 Jahren, schon ein bisschen zu alt dafür. Dabei hatte er doch nur einen einzigen Wunsch für Weihnachten. „Wenn du nicht dran glaubst, okay, wir tun es und bisher hat das super funktioniert.“ sagten die anderen. Dann spielten sie weiter, bis es Zeit war nach Hause zu gehen.

Als Tom später im Bett lag, kam Mama ins Zimmer, um ihm noch einen Gute Nacht zu sagen.  „Mama, glaubst du, dass es Engelchen und Wichtel wirklich?“ „Na ja, gesehen habe ich sie zwar noch nicht, aber ich glaube schon daran. All die abgeholten Wunschzettel, der Sternenstaub, die Fußspuren und die vielen Überraschungen an Weihnachten, wer soll das denn sonst alles vorbereiten und zu den Kindern auf der ganzen Welt bringen? Jetzt schlaf erstmal schön, mein Schatz. Vielleicht begegnet dir im Traum ein Engelchen oder ein Wichtel.“ sagte sie, lächelte und gab ihm einen Kuss. Sie löschte das Licht und schloss die Tür. Tom starrte an die dunkle Decke. „Ich schreibe morgen doch einen Wunschzettel. Ich probiere es einfach aus.“ sagte er zu sich und schlief zufrieden ein.

Am nächsten Morgen, setzte er sich nach dem Frühstück mit Mama, an seinen Schreibtisch. Er suchte ein nicht allzu verknicktes Blatt und schrieb oben erstmal groß: Wunschzettel von Tom! darauf. Dann überlegte er, wie er seinen Wunsch beschreiben sollte. Es war nämlich so, sein Papa, lag nach einem schweren Autounfall, schon einige Zeit im Krankenhaus. Sie besuchten ihn am Wochenende oder telefonierten abends mit ihm. Tom vermisste seinen Papa, er vermisste sein Lachen, die Kuscheleinheiten, mit ihm Quatsch zu machen und die gemeinsamen Fußballabende. Die Ärzte sagen, dass er auch über Weihnachten im Krankenhaus bleiben muss. Aber Weihnachten ohne Papa, das geht einfach nicht! Er schrieb: „Lieber Wichtel, liebes Engelchen! Eigentlich weiß ich gar nicht, ob es euch wirklich gibt. Meine Freunde sagen ja, und meine Mama glaubt ebenfalls an euch. Ich habe nur einen einzigen Wunsch zu Weihnachten. Wenn es euch wirklich gibt, dann hoffe ich, könnt ihr mir diesen erfüllen. Ich wünsche mir, dass mein Papa Weihnachten bei uns zuhause sein kann. Er hatte einen doofen Autounfall und ist schon voll lange im Krankenhaus. Weihnachten ohne Papa wäre schlimm und doof. Mama, Oma und Opa finden das auch. Auch wenn wir alle wissen, dass er noch gesund werden muss, vermissen wir ihn sehr. Bitte helft mir! Ich werde auf ewig an euch glauben und allen von euch erzählen. Liebe Grüße, Tim!“ Tim las alles nochmal durch und war zufrieden. Er suchte einen Umschlag, malte noch einen Stern drauf und legte ihn auf schonmal ans Fenster. Heute Abend würde er den Wunschzettel raus legen und abwarten. Obwohl er mit Mama Plätzchen gebacken hatte, zog sich der Tag gefühlt in die Länge. Nach dem Abendbrot sagte er: „Mama, ich bin sooo müde, ich geh schonmal in mein Zimmer und dann gleich ins Bett!“ „Okay.“ Sie war leicht erstaunt, denn eigentlich schauten sie samstags abends gemeinsam noch etwas Fernsehen, aber sie lies ihn in Ruhe. Gute Nacht, mein Großer.“

„Gute Nacht, Mama.“ Tim nahm den Briefumschlag, öffnete das Fenster, beschwerte ihn mit zwei Keksen und schloss das Fenster wieder. „Es bleibt spannend.“ dachte er. Mit einem Buch legte er sich ins Bett und schlief darüber ein. Mitten in der Nacht wurde er wach. Da war doch ein Geräusch. Es kam vom Fenster. Er hörte jemanden niesen und schimpfen. „Hatschi! Hatschi! So ein Mist aber auch!“ Wer war denn das? Tim stieg aus dem Bett. Da hörte es noch einmal. „Hatschi! Hatschi! Blöder Schnupfen!“ Vorsichtig schaute Tim am Fenster nach. Er glaubte seinen Augen nicht zu trauen. Da saß tatsächlich ein kleiner Wichtel mit roter Mütze, blauem Mantel und einem dicken Schal auf seiner Fensterbank. In der Hand hielt er seinen Brief. Wieder nieste er und kramte in seiner Manteltasche. Tim traute sich, er klopfte vorsichtig an die Scheibe. Der Wichtel erschrak und wäre fast heruntergefallen. „Oh nein, auch das noch! Geh weg! Du darfst mich doch gar nicht sehen!“ Tim öffnete das Fenster. „Bist du etwa ein Wichtel?“ „Ja, was dachtest du denn? Ein Rentier bin ich wohl nicht. Hatschi! Wo habe ich bloß mein Taschentuch?“ „Warte, ich gebe die eins von mir.“ sagte Tim. Obwohl das Taschentuch viel zu groß für den Wichtel war, schnäuzte er kräftig hinein. „Danke.“ sagte er und sah Tim an, mit seiner rot verschnieften Nase, an. „Eigentlich dürfen Kinder uns bei unserer Arbeit gar nicht sehen. Doch mein Schnupfen macht es mir nicht leicht heute. Durch das ständige Niesen war ich einfach zu laut. Krank sein ist echt doof!“ „Wem sagst du das? Mein Papa ist schon voll lange krank und er kann an Weihnachten nicht bei uns sein, sagen die Ärzte. Meine Freunde haben erzählt, dass es Wichtel gibt. Ich habe, ehrlich gesagt, nicht daran geglaubt, wollte es aber dann doch versuchen, meinen Weihnachtswunsch, an euch weiterzugeben und dann landest du mit deiner Schnupfennase direkt bei mir.“ „Lass mich raten, was drinsteht?“ sagte der Wichtel und schwenkte den Umschlag hin und her, „Du möchtest, dass dein Papa an Weihnachten bei euch sein kann, richtig?“ „Ja, das stimmt.“ sagte Tim traurig.

„Hmmmm, das wird wohl nicht so einfach werden, aber ich wäre ja kein Wichtel, wenn ich mir nicht auch dazu etwas einfallen würde. Sei geduldig und schwöre niemandem von unserem Treffen hier zu erzählen.“  „Ich schwöre!“ sagte Tim und hob dabei die Hand. „Hatschi! Danke nochmal fürs Taschentuch und frohe Weihnachten!“ rief der Wichtel, sprang flink von der Fensterbank und weg war er. Zurück blieben das Taschentuch und kleine Fußspuren. Tim nahm das Tuch, schloss das Fenster und kroch unter die Bettdecke. „Verrückt, da war tatsächlich ein Wichtel an meinem Fenster. Oder war es ein Traum? Er kniff sich sicherheitshalber in den Arm. Autsch. Nein, kein Traum. 

Die Tage bis zum Weihnachtsfest vergingen und Tim wartete. Er war schlecht gelaunt, seinem Papa ging es zwar besser, aber Weihnachten sollte immer noch ohne ihn stattfinden. Er spielte gerade mit Paul, als Mama ins Zimmer polterte. „Tim! Entschuldigung, dass ich hier so reinplatze, aber das Krankenhaus hat gerade angerufen!“ „Ist was mit Papa?“ „Ja und nein.“ Sagte sie. „Papa darf an Weihnachten nun doch zu uns nach Hause! Wir dürfen ihn an Heiligabend abholen und ihn dann erst am nächsten Tag zurückbringen. Die Ärzte haben nochmal alles besprochen und glauben, dass wir das gemeinsam schaffen.“ „Was? Das ist mega! Mama, ich freu mich so! Paul, hast du das gehört? Mein Papa darf kommen!“ Er umarmte erst Mama, dann Paul und rannte dann vor Freude im Zimmer herum. Er war nur glücklich! Der Wichtel hatte also sein Wort gehalten. Wie er das gemacht hatte, war ihm völlig egal.

Heiligabend kam und sie holten Papa ab, stolz schob Tim den Rollstuhl. Zuhause angekommen war es nur schön. Papa bestaunte den Weihnachtsbaum, Oma und Opa kamen dazu, sie genossen das Essen, packten Geschenke aus und freuten sich. Doch das schönste Geschenk war für alle, dass sie zusammen sein konnten, mit Papa. Sie glaubten fest daran, dass alles wieder gut werden wird. Es braucht halt Zeit.  Und eins war ebenfalls sicher, Tim würde sein Leben lang an Wichtel und ihre Kräfte als Wunscherfüller .

                                                                                                                                                                                                        Text & Idee: Steffi Rolf